Technik 1 Biographiestrahl
Wenn ich einen Brief schreiben möchte an eine Person, mit
der ich schon längere Zeit nicht mehr in Kontakt stehe, früher aber viel
gemeinsam gemacht habe, ist der Biographie-Zeitstrahl mein Mittel der Wahl.
Meist gibt es einen Anlass für die neuerliche
Kontaktaufnahme, aber wie beginnen nach so langer Funkstille?
Für den Biographie-Zeitstrahl zeichne ich eine Linie auf
mein Papier wie bei einem Lineal, die cm Angaben nutze ich für die Jahre oder
Monate. Der Startpunkt ist das Jahr oder mein Lebensalter, in dem die
gemeinsame Zeit mit der Person beginnt. Wenn ich Spaß daran finde, kann ich
natürlich auch bei meiner Geburt anfangen oder an jedem beliebigen Datum. Die
Einteilung kann ich in kleinen oder großen Schritten anlegen – ebenfalls ganz nach
Belieben. Ich starte mit einem Erlebnis, das mir spontan einfällt. Wenn mir die
Zeit dazu einfällt, trage ich es entsprechend auf dem Zeitstrahl ein. Wenn ich
keine Zeit zuordnen kann, schreibe ich es zunächst etwas tiefer aufs Blatt oder
auf einen extra Zettel, damit ich es später ggfs. passend zuordnen kann. Ich
kann an dem Zeitstrahl über mehrere Tage arbeiten, denn sicherlich fallen mir nicht
alle Erlebnisse auf einmal ein. Da ich meinem Gehirn die Aufgabe erteilt habe,
darüber nachzudenken und die passenden Erinnerungen herauszusuchen, kann ich
mich mit anderen Dingen beschäftigen und immer wieder zu dem Blatt zurückkehren
und die Eintragungen aktualisieren, wenn mein Gehirn wieder etwas für mich
entdeckt hat.
Übrigens wenn sich das Blatt nicht füllt, mir also nichts
einfällt, was ich mit dieser Person gemeinsam habe, dann ist das so. Ich kann
nichts erzwingen, sollte dann überlegen, ob es überhaupt Sinn macht, mit dieser
Person wieder in Kontakt zu kommen, wenn wir doch gar nichts gemeinsam haben
und gemacht haben. In dem Fall reicht möglicherweise eine kurze Notiz passend
zu dem Anlass des Briefes oder auch gar keine Antwort – eine lange Funkstille
wird ja einen Grund haben.
In den meisten Fällen füllt sich jedoch das Blatt- sogar mit
Erinnerungen, die nur am Rande mit der betreffenden Person zu tun haben. Das
ist ein guter Zeitpunkt für einen Zeitstrahl, der wirklich das ganze Leben
betrifft und ein etwas größeres Blatt Papier benötigt – und wer weiß,
möglicherweise sind dann die Weichen gestellt für eine Auto-Biographie.
Für meinen Brief schaue ich mir auf meinem gefüllten Blatt an,
welches der Erlebnisse sich für den Start in den Brief eignet. Interessant ist
es auch, mit unterschiedlichen Anfängen zu arbeiten, das geht natürlich gut mit
dem P.C. Die ‚Farbe‘ des Briefes ändert sich mit der Reihenfolge der Sätze,
darum spiele ich ein wenig herum, wie ich die ‚Satzbausteine‘ setze. Das kann
viel Spaß machen. Wenn ich zufrieden bin mit meiner Reihenfolge, schreibe ich
entweder mit der Hand (es ist und bleibt persönlicher)
oder mit dem P.C., ebenfalls
geht es mit der Schreibmaschine – auch ihr Schriftbild hat ja einen besonderen
Charme.
Viel Spaß beim Ausprobieren und berichtet mir eure
Erfahrungen.